Das vorliegende Buch ist außergewöhnlich, da es nicht nur Inhalt vermittelt, sondern vor allem die Lesenden anregt. Dabei veröffentlicht Johannes Greiner eine Schrift wieder, die über 25 Jahre alt ist, um diese in den Gedanken der Mitautoren ins Jetzt zu führen.
Anton Kimpfler verfasste die Schrift nach dem Ende des Kalten Krieges, als sich der Gegensatz zwischen Ost und West löste und die konstante Bedrohung des Jahrzehnte zuvor schwand. Der Aufbruch zu neuen Gedanken, der die 90er Jahre beflügelte, schwingt in Kimpfler Zeilen, ebenso wie die tierempfundene Hinwendung zur innigen Bedeutung des Grals für die Menschen.
Die Schrift wird pro Kapitel von je einem Autoren mit einer Variation ergänzt und so um Gedanken und Talente von verschiedenen Individuen bereichert. Das ist neu und entspricht der Wirklichkeit des Grals: Wie eine Mitautorin werde ich als Lesende in die Gedanken Anton Kimpfler mitgenommen. Seine spezifische Fähigkeit ist, Gedanken nicht festzunageln - sie bleiben in schwimmender Bewegung, sie wirken aktiv und lebendig. (...)
Da die Mitautoren nicht interpretieren, sondern ihre Variation geben, bleibt Kimpflers schwingende Betrachtung in Bewegung, und als Lesende bleibe ich es auch. Dadurch kann die Lesende durchaus in den Wirkensbereich des Grals gelangen, denn im Buch wird eine Gemeinschaft aufgebaut, die der Liebe und der Freude an den Gedanken des anderen Ich erwächst. Aus dieser Liebe zum anderen Ich ergibt sich diese Rede - Gegenrede - Synthese einschwingende Stimmung. Besonders erwähnt seien auch die einstimmenden Gedichte von Gabriele Kleber, die parzifalisch fragend die Thematik des Kapitels aufgreifen. (...)
Das Buch besticht vor allem durch seine Art der Schreibung. Es ist keine Sammlung von Daten und keine Enthüllung, sondern ein Angebot, Neues selbst zu denken, zu suchen und zu leben.
Anthea Bischof, in Gegenwart 1/2018
Eine Art Gesamtkunstwerk ist (...) entstanden. (...) Und es ist schon bemerkenswert, wie jeder der elf Mit-Autoren gedanklich, künstlerisch und geisteswissenschaftlich, mit der Komplexität der Themen, aber auch des Stils von Anton Kimpfler umgeht. Das Ergebnis ist ein vielseitiger Kosmos von Gedanken, Eindrücken, Kommentaren und Erkenntnissen, wo jeder Geschmack, um es bildhaft auszudrücken, auf seine Kosten kommt. (...) Diese mit Begeisterung konzipierte Schrift ist ein vielseitiger Beitrag zum Verständnis dieses umfassenden Geschehens unserer Zeit.
Mario Betti, in die Drei Juli/August 2018