Das vorliegende Büchlein, der Autor nennt es gar "unsichtbar", umfasst gerade einmal 58 Seiten. Dennoch lesen wir es nicht auf einen Rutsch durch, denn dann würde uns Wesentliches entgehen. Während wir uns seinen meditativ-komplexen Text quasi auf der Zunge zergehen lassen, schließt sich der „unsichtbare“ Inhalt immer bezwingender auf. Unmerklich steigen wir tief hinunter (oder hoch hinauf) in die Gefilde des Geschichtenerzählens. (…) Dieses Büchlein behandelt etwas so Unscheinbares wie das Erzählen für Kinder. Welche Schätze der Einweihung dabei am Wegesrand aufblitzen, dessen werden wir Seite für Seite, Absatz für Absatz gewahr. Verknüpft ist Maiwalds Einführung mit den sechs Nebenübungen Rudolf Steiners. Und das funktioniert nicht nur, sondern schafft neue Qualitäten. (…) Wenn der Autor schildert, wie Kinder zuhören, reagieren, was sie in den Geschichten wünschen, springen einen die zarten Bilder förmlich an. Man spürt mit jeder Zeile, dass Maiwalds Anweisungen, Fragen und Antworten vielfach in der Praxis erprobt wurden. (…) Mit seinem dunklen Einband, auf dem eine Mondsichel leuchtet, eignet es sich hervorragend als preiswertes und doch kostbares Geschenk. Das Freilassende seines Geistes schlägt sich auch in folgender Sentenz nieder: „Für alles in diesem Büchlein Gesagte gilt: daß alle Hinweise, Hilfen und Anregungen letztlich im Tun geradezu verschwinden sollen, eingeschmolzen werden im gegenwärtigen künstlerischen Strom des Erzählens.“
Ronald Richter, in dieDrei 6/2016
Zu meinen schönsten Kindheitserlebnissen gehört das Hören von Geschichten. Das Geschichtenerzählen ist schon schwieriger! Denn wie leicht wirkt es verkrampft, wenn Märchen mehr oder weniger mühsam aus dem Gedächtnis abgerufen werden. Torben Maiwald ermutigt dazu, einfache Geschichten zu erzählen. Man nehme ein Tier, vielleicht einen Hasen. Er hat Hunger, findet aber nichts zu essen. Da kommt die Katze vorbei und führt den Hasen zu einem geschmolzenen Schneemann. Er braucht seine Mohrrübennase nicht mehr; der Hase darf sie haben. So etwas kann wirklich jede/r aus dem Stehgreif entwickeln. Maiwald ist das freie Erzählen auch deshalb wichtig, weil sich an ihm das Kind nährt. Das freie Erzählen ist ein Schöpfungsakt, den das Kind nachvollzieht und den es später, verwandelt, als Erwachsener brauchen wird, um die Lebensaufgaben zu bewältigen. (…) Wer eine Geschichte vorliest, aus der Erinnerung erzählt oder ein Handgestenspiel vormacht, gibt bereits bestehende Bilder; wer eine Geschichte frei erfindet, lässt das Kind einen noch offenen Lebensprozess unmittelbar miterleben! Das setzt voraus, in den erzählten Bildern selbst zu stehen. Unspektakulär weist Maiwald auf das spirituelle Potenzial des freien Erzählens hin, das durch die sechs sogenannten Nebenübungen vertieft wird. Rudolf Steiner schlug sie vor, um sich für fein- bis übersinnliche Wahrnehmungen reif zu machen. (…) Man lasse sich nicht davon abschrecken, dass sich Maiwald zuweilen unerwartet direkt auf die Trinität und Rudolf Steiner bezieht. Mir hat das Buch Mut gemacht, vom Schreiben ins freie Erzählen zu kommen.
Sebastian Jüngel, Erziehungskunst 2/2016
Ist Kreativität und Spiritualität das Gleiche? Führen die Bemühungen auf dem anthroposophischen Schulungsweg zu mehr Schöpferkraft? Torben Maiwald fand heraus, dass die sechs Übungen zur Entwicklung des Herzchakras auch die besten Helfer auf dem Weg der Kreativität sind. In seinem ansprechenden Büchlein (…) zeigt er, wie Geschichten für Kinder erfunden, erzählt und weiterentwickelt werden können. Als Vater von fünf Kindern erfand er jahrelang selber jeden Abend Geschichten. Aus seiner Erfahrung schenkt er Anregungen und Hilfen, un dieser Weise immer wieder neu schöpferisch zu werden. Im Niederschreiben (…) entdeckte er, dass die Kapitel den sechs Herzübungen entsprechen, und stellte die entsprechenden Verbindungen her. (Diese Eigenschaften) offenbaren sich als Weg zur Schöpferkraft. Waren die großen Künstler der Menschheit Menschen, die diese sechs Übungen besonders gut beherrschten? Beruht das Geheimnis des Künstlers auf einem entwickelten Herzen? Dieses Büchlein weist mit anmutiger Leichtigkeit und ungezwungen und natürlich vorgebrachter Anthroposophie auf den Zusammenhang von Schulungsweg und Schöpfertum. Inspiration, Freude und Mut können aus der Lektüre dieses literarischen Kleinods gewonnen werden.
Johannes Greiner, Anthroposophie IV/2017