Dies ist ein Buch, das man schlecht besprechen kann, man muss es lesen. Denn wie soll man die Form nennen? Brief-Roman erweckt Vorstellungen von Distanz oder falscher Romantik. Den Inhalt? Jüngling in den Sommerferien verliebt sich in die ältere Schwester eines Kollegen; eine Clique von Jugendlichen trifft sich da und unternimmt Spiele anderer Art. Und Eltern geben ihren Senf dazu. Ach... Was ist es, das den allmählich sich bildenden Sog erzeugt? Dieses Leuchten? Diesen wundersamen Klang? Es ist der Idealismus, der in diesen jungen Menschen lebt und "sich austobt", der auch bei zweien der Eltern lebt. Es ist die Begegnung von praktischen Theoretikern und sich Gedanken machenden Praktikern, in ihren Widersprüchen, mit ihren heißen Wettkämpfen. (...) Was da geschieht, ist begeisternd, wirkt ansteckend. Man denkt: Ach, lass uns die Welt so bauen, wieso eigentlich nicht?
Gerold Aregger, in Gegenwart 2/2016
"Nach diesem Sommer..." ist ein Buch, das man Patenkindern und Enkelkindern schenken kann. Ein Jugendbuch. Man kann es aber auch selber lesen. Es erzählt, wie zwei Gruppen von Jugendlichen sich in den gemeinsamen Sommerferien annähern und sich immer besser ergänzen lernen. Dem Kenner entpuppen sich diese beiden Gruppen als Platoniker und Aristoteliker. Was da als Überbrückung dieses Gegensatzes phantasievoll geschildert ist, kann gerade die Menschen besonders interessieren, die Rudolf Steiners Vermächtnis, dass die aristotelischen Anthroposophen sich mit den Platonikern vereinen sollen zur Rettung der Kultur, sich zu Herzen nehmen. (...) Jens Göken zeigt auf, wie das Wirken Rudolf Steiners in Hinblick auf eine moderne Geisteswissenschaft die Antwort darstellt auf große Nöte der Menschheit. Die Aktualität der Anthroposophie wird so immer wieder von neuen Gesichtspunkten aus beleuchtet. (...) Der Roman handelt eigentlich von der Zukunft. Von den Möglichkeiten der Anthroposophie. Und von dem notwendigen Brückenschlag zwischen Praktikern und Theoretikern (...), der erst die vollständige Geburt der Anthroposophie in unserer Kultur ermöglichen kann.
Johannes Greiner, in Anthroposophie XI 2016
Quellkräfte der Seele kommen zum Sprudeln. Mehr praktisch willenshafte Menschen finden Aufnahme bei eher intellektuellen Geistern, aristotelisch beobachtende ergänzen sich mit platonisch begeisterten Menschen. Offensichtlich wird: Ein anderes, zukunftsgerichtetes Leben möchte sich Bahn brechen. Es lebt und webt aus existentiellen Ideen. Ein Buch nicht nur für Jugendliche.
Martin und Johannes Reinhard, Rundbrief 112 der Freien Pädagogischen Vereinigung Bern, Michaeli 2017
Wäre es möglich, in einem konkreten Zukunftsbild – sozusagen als eine ideale Möglichkeit – zu zeigen, wie Theoretiker und Praktiker oder noch präziser: Platoniker und Aristoteliker einen
fruchtbaren Weg des Zusammenwirkens finden können? Könnte eine solche Geschichte nicht Mut machen, das zu probieren, was im Alltag so schwierig ist? In einer solchen erfundenen, aber doch gelingenden
Geschichte könnte man auch manches ansprechen, was sonst gerne unter den Tisch gekehrt wird. Urbildliches und Konkretes kann zusammenfließen und in der Fantasie das vorausnehmen, was wir in der
Praxis lernen müssen. Eine solche Geschichte könnte wie eine Insel sein, in deren Welt man eintauchen kann, um dann wieder durch den wilden Ozean der sozialen Probleme zu navigieren, das Erlebte als
innere Richtschnur im Herzen tragend und danach strebend, an verschiedenen Orten so ideale Verhältnisse einzurichten, wie sie auf dieser Insel möglich sind.
Eine solche Geschichte hat Jens Göken mit seinem Roman ‹Nach diesem Sommer› vorgelegt. Es ist die Geschichte eines Sommerurlaubs, in dem Platoniker und Aristoteliker nach anfänglichen Schwierigkeiten
immer besser zueinanderfinden. In konkreten Einzelheiten erleben wir, die Geschichte mitvollziehend, wie weit die Welten auseinanderliegen, aus denen Platoniker und Aristoteliker kommen. Und wie
schön es werden kann, wenn sie zusammenwirken können.
Mit feinem psychologischem Gespür sind die Jugendlichen und ihre Eltern charakterisiert. Es fällt leicht, in diese Welt von Interesse, Liebe und Verwunderung einzutauchen. Es ist auf einer Ebene eben
auch einfach ein Jugendroman, der eine Geschichte erzählt, wie sie Jugendliche in den Sommerferien erleben können. Als solcher kann man ihn auch Jugendlichen zu lesen geben. Manche sozialen Vorgänge
können sie vielleicht sogar noch besser nachvollziehen und wiedererkennen als die älteren Leser.
Wer mit Rudolf Steiners Hinweisen auf die sich nun vermehrt verkörpernden Platoniker und der Überzeugung von der Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit den Aristotelikern lebt, findet in diesem Buch
eine willkommene Anregung, abwechselnd in die Gedanken- und Gefühls- welt von Platonikern und Aristotelikern einzutauchen.
Schmunzeln werden vielleicht diejenigen Leser, welche die bisher erschienenen Bücher von Jens Göken kennen (‹Auferstehen inmitten von Untergängen›, Berlin 2012; ‹Die Maschinenkultur, ihre
Gegenbewegung und das Herankommen der Anthroposophie im 19. und 20. Jahrhundert›, Berlin 2013; ‹Den Himmel spüren sie in sich ... – Die Jugendbewegungen im 20. Jahrhundert›, Berlin 2013), wenn die
Personen des Buches ein Bildungsspiel spielen, das im Spielerischen wiedergibt, was von Jens Göken in den bisherigen Büchern als Methode der Geschichtserkenntnis eingeführt wurde. Da treffen sich
Wissenschaft und Spiel und Roman und Sachbuch. So hat es in diesem Buch für viele Geschmäcker etwas dabei. Es ist ein Roman und gleichzeitig eine Vision. Es ist Unterhaltung und Unterricht. Es ist
platonisch. Aber von einem Platoniker geschrieben, der den Aristotelikern die Hand hinstreckt und die Größe besitzt, beide Welten gleich einfühlsam darstellen zu können.
Den Sinn des ganzen Romans findet man poetisch zusammengefasst in den letzten Worten: «... und also lachend und damit um die Mitte ringend, die hier so schwer zu halten war, setzten wir unsere
Heimkehr Hand in Hand fort.»
Johannes Greiner in Das Goetheanum 29-30 2018